29März
2013

Adios Costa Rica!

Meinen Blogeintrag muss ich heute mal mit einer Entschuldigung starten: Ich sehe immer auf der Statistik, wie viele Leute taeglich meinen Blog besuchen. Es tut mir so leid, dass ihr jetzt 3 Wochen lang immer umsonst auf meine Seite geschaut habt, aber ich hatte leider keinen Computer und mit dem Handy ist es seeehr schwierig zu Bloggen. Also versuche ich euch jetzt mal alles zu erzaehlen, was ich die letzten 3 Wochen, in meinem Projekt mit Meeresschildkroeten, so alles gemacht habe.

Achja ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht erst mal bei der Anreise: Nach einem etwas traenenreichen Abschied von unseren Freunden in Samara habe ich mich mit Hendrik und Jess mit dem Bus auf den Weg nach Nicoya gemacht. Von dort aus sind wir nach Santa Cruz gefahren und dann weiter nach Matapalo. Allein der Ticketkauf in Santa Cruz war schon sehr lustig und spricht wohl dafuer, in was fuer eine Einoede wir gefahren sind, denn die Frau hinter dem Schalter meinte nur ganz unglaeubig: "Matapalo? Solamente Matapalo??". Von Matapalo hat uns dann ein Taxi abgeholt, das uns dann nochmal eine gute halbe Stunde ueber eine holprige Strasse zu unserer Unterkunft gebracht hat.

Vor Ort wurden wir dann gleich mit den Arbeitsgewohnheiten konfrontiert, die uns anfangs etwas schockiert hatten, da sie von Praktikawelten irgendwie anders dargestellt worden waren und es doch ziemlich viel zu tun gab. Nach den ersten paar Tagen haben wir uns damit aber ganz gut arrangiert und waren froh, so gebraucht zu werden. In den 3 Wochen, die ich dort war, waren wir 4 deutsche Freiwillige und ab und zu kamen noch groessere Gruppen (z. B. Italiener) vorbei, die nur fuer ein paar Tage dort waren und ziemlich viel Leben ins Haus brachten (und wenig Schlaf!). Ausserdem gab es 2 "Chefs", die dort fest arbeiten und die wir unterstuetzten.

Unsere Arbeit sah so aus: Wir hatten jede Nacht Nachtschicht, d. h. wir haben das Haus so zwischen 7 und 8 Uhr abends verlassen und sind so zwischen 12 und 1 zurueckgekehrt (manchmal auch schon um 11, manchmal um 2!). Bei dieser Patrouille gingen wir immer zu einem ca. 1 km langen Nachbarstrand (ueber einen etwas anstrengenden Weg) und liefen den Strand ab, um nach Schildkroetenspuren zu suchen. Sobald wir Spuren entdeckt haben, die echt nicht zu uebersehen waren, wurde nach der Schildkroete gesucht, die sich irgendwo ins Gebuesch zurueckgezogen hat, um erst ihr Cama (Bett) und dann Hueco (Loch) zu machen, um ihre Eier abzulegen. Danach sind immer ein paar Freiwillige bei der Schildkroete geblieben, um ihre Daten zu erfassen und den Fortschritt beim Nestbau zu verfolgen. Manchmal hatten wir 5 Schildkroeten in einer Nacht, die alle nach 10 vergeblichen Camaversuchen zurueck ins Meer gewatschelt sind, manchmal hatten wir aber am Ende auch 3 Tueten voller Eier. Sobald die Schildkroete begann Eier zu legen, haben wir diese mit einer Tuete aufgefangen, spaeter an anderer Stelle ein Loch gebuddelt, es mit einem Temperatursensor ausgestattet und den genauen Ort mit Kompass und Massband ausgemessen und dokumentiert. Dadurch haben potentielle Eierdiebe nicht mehr die Moeglichkeit, die Schildkroeteneier zu stehlen, weil sie sich eben nicht mehr dort befinden, wo eine sehr auffaellige Spur hinfuehrt.

Tagsueber gabs auch was zu tun: Da wir 4 Freiwillige waren und es 2 verschiedene Arten von Arbeit, die tagsueber erledigt werden muss, gab, haben wir uns in 2er-Teams aufgeteilt und somit nur jeden 2. Tag die gleiche Arbeit getan.

Die eine Schicht war die Temperaturschicht: Dabei haben wir morgens um 6 das Haus verlassen, um von ca. 20 Nestern die Temperaturen und den Abstand zur Linea Marea (Meereslinie der letzten Flut) zu messen. Das ist wichtig, da das Projekt das Ziel hat, dass dieser Strandabschnitt in den Nationalpark Marino las Baulas eingegliedert wird und dafuer ist es wichtig zu beweisen, dass hier hauptsaechlich weibliche Schildkroeten schluepfen, die bei einer Nesttemperatur von 31 Grad Celsius und mehr entstehen. Diese Arbeit dauerte immer ca. 2 Stunden und danach gabs immer schon Fruehstueck (entweder Gallo Pinto oder Pancakes).

Wenn man Temperaturschicht hatte, musste man um 2 Uhr nachmittags nochmal ausruecken, um Temperaturen zu messen. Hierbei brauchten wir aber meistens nur eine Stunde, weil man nur einmal am Tag den Abstand zur Tide line braucht. Diese Tage mit Temperaturschicht waren immer am anstrengendsten, weil es normal war, in der Nacht vorher nur so ca. 4 - 5 Stunden geschlafen zu haben. Deshalb haben wir uns auch meistens zwischen Fruehstueck und Mittagessen Schlafen gelegt.

Arbeitszeug Temperaturmessung

Wenn wir nicht gerade Temperaturschicht hatten, mussten wir zur Exhumacion. Dabei sind wir um 3 Uhr nachmittags aufgebrochen, um Nester auszubuddeln, bei denen entweder schluepfende Schildkroeten entdeckt wurden, oder die, die schon laenger als 45 Tage im Sand waren, also schon geschluepft sein muessten. Dabei wurden oft einige tote, nicht oder nur halb entwickelte Schildkroeten entdeckt, oft wurde unsere Arbeit aber auch mit frisch geschluepften Babys belohnt.

flying turtleee bei der Exhumacion

Aber neben der Arbeit hatten wir ab und zu auch Zeit unsere wahnsinnig schoene Umgebung zu geniessen und die Felsen zu erklimmen, von denen wir immer mit einer traumhaften Aussicht belohnt wurden.

Einmal hatte ich sogar gemeinsam mit Luisa den Ehrgeiz, den Mann unserer Koechin Rosa zu besuchen, um bei ihm zu lernen, wie man Ziegen melkt und ein bisschen in Kontakt mit Einheimischen zu kommen.

Als wir in den 3 Wochen mal 2 Tage frei hatten, haben Hendrik und ich uns auf den Weg gemacht, um ins Nachbardorf nach Brasilitos zu laufen, was sich vielleicht erst mal krass anhoeren mag, wenn es heisst, dass man ca. 2 Stunden gehen muss (und das bei 35 Grad und so krasser Sonne, dass man trotz Lichtschutzfaktor 30 einen nicht zu verachtenden Sonnenbrand bekommt!). Es hat aber eigentlich richtig Spass gemacht, weil wir nur ca. eine knappe dreiviertel Stunde auf der Strasse gingen und der Rest des Weges ueber einen weissen Sandstrand mit ultra klarem und tuerkisem Wasser fuehrte. Alles in allem waren wir dann auch schon nach 1 1/2 Stunden am Ziel und haben uns dort was zu trinken gekauft (braucht man bei der Hitze! Ich will nie mehr Infusionen wegen Dehydrierung bekommen!!) . Ausserdem haben wir eine Bank gesucht, die nicht - wie bei uns ueblich - in die Dorfmitte platziert war, sondern irgendwo in der Praerie, weit ausserhalb des Ortes, wo wir sie schon laengst nicht mehr vermutet hatten.

 

Ausserdem waren wir Essen und haben uns - man wird es kaum glauben - Arroz con Pollo, also Reis mit Huehnchen, bestellt, obwohl man doch eigentlich glauben muesste, dass uns das schoen langsam echt schon zum Hals raushaengt.

 

Aber um ehrlich zu sein hat man ab und zu schon richtig Hunger auf Essen von zu Hause. So wie ich damals unbedingt Brezen haben wollte, habe ich mich so richtig ueber wahnsinnig ueberteuerten Kaesekuchen (mit dem ich schon Tage vorher meine Mitbewohner genervt habe) von einer deutschen Baeckerei gefreut, die 2 mal die Woche an unserem Strand vorbei kam.

Unseren zweiten freien Tag haben Hendrik und ich fuer den Bau einer Baula-Schildkroete genutzt, die letztendlich zwar etwas unproportional geworden ist, aber trotzdem von den meisten Betrachtern erkannt wurde.

schoen, oder? :D

Eines Morgens, nach einer laaaangen Nachtschicht und nur 2 1/2 Stunden Schlaf, haben wir beide uns dann aufgemacht, um den Sonnenaufgang vom Strand aus anzusehen, was sich echt nicht gelohnt haette, weil diese hinter den Baeumen aufgeht. Dafuer haben wir eine Schildkroete entdeckt, die noch im Morgengrauen versucht hat, Eier zu legen. Dadurch konnten wir auch diese Fotos von grossen Schildkroeten machen, was normal nicht so gut moeglich ist, da wir nachts nie mit Blitz fotografieren durften und das hat mit meiner Kamera nicht so gut funktioniert..

Schildkroete kehrt ins Meer zurueck

 Und fuer die letzten 2 Naechte haben wir uns dann ein Hotel gegoennt, das wir, im Nachhinein betrachtet, echt noetig hatten, um uns wieder ein bisschen in der Zivilisation einzuleben und uns an kaeltere Temperaturen zu gewoehnen (Brrrr... 25 Grad!!)!

Leider neigt sich dieser Abschnitt meiner Reise jetzt dem Ende zu. Und wie immer habe ich auch hier Freunde gefunden, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Besonders hart war der Abschied von meinem "Reisebegleiter", der jetzt doch 7 Wochen jeden Tag dabei war und auch meine Launen nach oft sehr wenig Schlaf mit Bravour ertragen hat und der gleichzeitig der letzte Freund aus Costa Rica ist, von dem ich mich verabschieden musste und somit bin ich jetzt ganz alleine am anderen Ende der Welt und kenne niemanden. Ich bin mir ganz sicher, dass ich in Kanada eine aufregende und spannende, wenn auch schwierigere, Zeit haben werde, doch trotzdem faellt es mir schwer, mich nach 2 Monaten von dem Land und den Leuten zu trennen, die ich lieb gewonnen habe. Ausserdem habe ich seit gestern das Gefuehl, dass ich lieber nach Hause kommen wuerde, als meine Reise weiter fortzusetzen (das musste ja mal kommen...), doch ich versuche jetzt einfach, mich auf all das zu freuen, was noch vor mir liegt und die Zeit zu geniessen.

 

 

Abschied von Costa Rica - Abschied von meinen Spanischlernheften (ich hab eh alles aufgeschrieben!)