15Mai
2013

Der 18 Dollar-Blog (oder: Ich bin wieder in der Stadt!)

"Don't be scared to walk alone. Don't be scared to like it!"   (John Mayer)

Als ihr das letzte Mal von mir gehoert habt, hatte ich gerade einen Baer zerlegt. Obwohl es mich natuerlich sehr gefreut hat, dass 400 Leute diesen Blog gelesen haben (Rekord!), will ich dieses Mal eure Nerven einen bisschen schonen und euch nicht schocken. Also, keine Angst: Ich bin wieder in einer Grossstadt und da halten sich die wilden Tiere zu ihrem Glueck von mir fern.

An meinem letzten Tag auf der Farm haben wir die Kuerbisse (Squash, um genau zu sein!), die wir 10 Tage vorher gesaeaht hatten, endlich  ausgepflanzt.  Dafuer haben wir fette Komplimente vom Farmer bekommen: "Die Saat ist noch nie so gut aufgegangen wie dieses Jahr, jetzt haben wir sogar Plaenzchen uebrig!", "Ihr habt 15 % mehr ausgepflanzt, als ich berechnet hatte, wenn ihr perfekt arbeiten wuerdet!". Solche Saetze von Craig, der auch nie um ein "Danke" verlegen war, freuen einen natuerlich, aber das beste an der Sache war: Er war so zufrieden mit uns, dass er uns zur Feier des Tages richtig viel Bier spendiert hat (sogar mit bayrischem Hopfen, die Kanadier wissen halt, was gut ist!).

  bayrischer Bio-Hopfen! :D

 

Ich hatte dort eine richtig schoene Zeit, aber wie es halt so ist: Wenn man mehr sehen will, muss man weiterziehen. Also habe ich mich vor 2 Wochen mit dem Greyhoundbus auf den Weg in das 13 Stunden entfernt CALGARY (sprich: Kaelgri) gemacht. Obwohl mir jeder davon abgeraten hat, weil die Stadt ja soooo.. haesslich sei, bin ich hierher gekommen, weil es die Stadt Kanadas mit der staerksten Wirtschaft ist und ich bin ja zum Arbeiten hier.

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Die Stadt ist uebrigens durch ploetzliche Oelpreisanstiege wahnsinnig reich geworden, wodurch relativ schnell viele Wolkenkratzer aus dem Boden geschossen sind. Durch ihre Verschiedenheit wirkt die Stadt vielleicht etwas uneinheitlich und unruhig, weshalb sie einige als nicht besonders schoen bezeichnen, wie z. B. der Ticketverkaeufer in Keremeos: "You are leaving the most beautiful place of Canada for this ugly city!?".

Jedenfalls finde ich die Stadt eigentlich ganz schoen und im Unterschied zu Vancouver gibt es hier richtig wenig Obdachlose (ich wurde erst 1 Mal um Geld angeschnorrt), keine Drogenmeile und keine so richtig gefaehrlichen Gebiete wie die East Hastings Street in Vancouver. Ausserdem gibt es hier auch mehr Kanadier als Auslaender, was ich richtig schoen finde, denn in Vancouver traf man hauptsaechlich Menschen mit sehr schlechtem Englisch und da will man dann gar nicht so genau hinhoeren, um die Fehler nicht zu uebernehmen. Schliesslich will ich hier ja unter anderem meine Sprachkenntnisse ein bisschen ausbauen, was hier glaube ich ganz gut klappt, weil ich eigentlich nur Deutsch spreche, wenn ich mit meiner Familie skype.

Die ersten paar Tage hier habe ich meine Sozialversicherungsnummer beantragt, mir eine kanadische Handynummer besorgt und ein Konto eroeffnet. Ausserdem habe ich meinen Lebenslauf ueberarbeitet und auf ein paar Online-Jobangebote geantwortet und eine Wohnung gesucht.

 

Nach 2 Naechten im Hostel hatte ich dann schon ein eigenes Zimmer gemietet, in das ich auch am naechsten Tag gleich eingezogen bin. Es liegt in einer richtig schoenen Wohngegend mit wahnsinnig guter C-Train (Strassenbahn) - Anbindung zur Downtown. Das Haus teile ich mir mit 7 Maennern, die aber alle richtig cool drauf sind und in ein paar Tagen soll angeblich noch eine Kanadierin dazukommen, dann ist das Haus richtig voll! Einer meiner Mitbewohner hat mir sogar einen Job besorgt und dadurch arbeite ich momentan in einer Pizzeria, was eigentlich richtig Spass machen wuerde, wenn der Chef nicht so komisch waere und wenn ich mehr als 3 Tage arbeiten koennte. Da man aber auch nicht wirklich was verdient, suche ich noch immer weiter nach Jobs, aber beschweren brauche ich mich trotzdem nicht, denn wer kann schon nach 3 Tagen Jobsuche behaupten, dass er schon arbeitet? Das ging echt schnell! Letzten Mittwoche hatte ich ein Vorstellungsgespraech bei Starbucks, gestern hatte ich eins bei so einer Vermittlungsagentur, was seeehr vielversprechend war, Sonntag habe ich eins bei einer typisch kanadischen Fastfoodkette (Smoke's Poutinerie) und Dienstag habe ich ein Angebot fuer einen Teilzeitjob in einem Supermarkt bekommen, also es laueft nicht sooo.. schlecht. Ausserdem versuchen meine Mitbewohner, mir ein bisschen zu helfen und in ihren Firmen nachzufragen, ob sie denn momentan Arbeiter suchen.

 

Jetzt muss ich mich dann auf den Weg zur Arbeit machen. Ich wollte euch mal wieder auf den neuesten Stand bringen und sobald sich jobmaessig mehr getan hat oder wenn ich mal ein paar Bilder gemacht habe, gibt's wieder Neeeeews!

Das ist uebrigens mit 18 Dollar der teuerste Blog, den ich je geschrieben habe! Das liegt aber nur daran, dass ich eine Mitgliedschaft fuer die oeffentliche Bibliothek beantragen musste, die gleichzeitig auch eine Videothek ist. Das finde ich richtig super: Man kann hier fuer bis zu einer Woche kostenlos Filme ausleihen, was natuerlich genial waere, haette man nur einen Fernseher oder Laptop... Dafuer habe ich mir SIEBEN!!! Gitarrenbuecher ausgeliehen, jetzt brauche ich eine Gitarre!! :D

 

P.S.: Ich bin schon wieder ein paar Kilometer und eine Stunde naeher an Deutschland dran, denn uns trennen jetzt nur noch 7875 Kilometer Luftlinie und 8 Stunden Zeitunterschied.

 

 

 "Tourists don't know where they've been; Travelers don't know where they're going!" (Paul Theroux)  

 In diesem Sinne: Bleibt gespannt, wie es weiter geht!!