20Juli
2013

A journey is like a marriage!

"A journey is like a marriage. The certain way to be wrong is to think you control it!" (John Steinbeck)

 

Es kommt immer so viel anders, als ich denke. Seht selbst:

 

 

Jetzt habe ich ja schon ein ganzes Monat nichts mehr von mir hoeren lassen, wird also hoechste Zeit fuer einen neuen Eintrag!

Fangen wir beim 1.Juli an: Da war Kanadatag, ein ziemlicher wichtiger Nationalfeiertag fuer alle Kanadier. Ich habe diesen Tag mit meinem Chef und seiner Frau in der Innenstadt verbracht. Wir sind ein bisschen umhergewandert, haben uns Strassenkuenstler angeschaut, sind Essen gegangen und am Ende haben wir uns einige Taenzvorstellungen der Indianer "Blackfoot" angesehen und sogar mitgemacht. Die Ureinwohner Calgarys lieferten sich dort einen grossen Wettkampf und fuer mich waren diese Taenze und Musikdarbiertungen richtig beeindruckend!!

Hier mal ein paar Bilder:

 

 

"Travel is only glamorous in retrospect" (Paul Theroux)

 

Damit hat er wahrscheinlich Recht. Soweit ihr wisst, lebe ich in einem Haus mit 7 Maennern. Das hat sich vor ein paar Wochen geaendert:

 Nachdem sich mein chinesischer Vermieter eingebildet hat, ich sei jetzt die Kuechenputze und ein paar der anderen Mieter gemeint hatten, sie koennten eine Riesensauerei machen und ich werds schon saeubern, war ich schon ein bisschen genervt. Wenn du aber eines Morgens in die Kueche kommst und wie jeden Tag eh schon spaet dran bist und dann auch noch feststellen musst, dass die Muelleimer leer sind und der ganze Abfall auf dem Kuechenboden verteilt ist, hast du wohl die Schnauze voll. Schlimmer wird es nur noch, wenn du abends eine Ermahnung an der Haustuer haengen hast, dass du, wenn du den Mist nicht sofort weg machst, noch fuer einen weitern Monat Putzfrau fuer die gnaedigen Herren spielen darfst.

Wenn du dann auch noch feststellen musst, dass die roten Flecken an Haenden und Hals nicht von einer komischen Allergie, sondern irgendwelchen Mistkaefern aus deinem Zimmer kommen (und das in Kanada - ich will die Kakerlaken zurueck!!), ist der Bogen noch weiter ueberspannt. Nachdem du aber ein paar 10er und abschaetzige Blicke der Verkaeuferin in supergiftige Chemiebomben gegen alles moegliche Krabbelviech investiert hast, denkst du, dass du wenigstens auf die Toleranz deiner Mitbewohner hoffen kannst, dass du ein paar Tage im Wohnzimmer schlafen darfst, waehrrend die Chemikalien in deinem Zimmer aktiv sind. Ausserdem hoffst du natuerlich darauf, dass dir dein Vermieter eeeendlich auf deine SMS oder Anrufe antwortet und dir einen Staubsauger zur Verfuegung stellt, um den Chemiestaub und die toten Viecher wieder einzusaugen...

Leider kamen nur ein paar bloede Kommentare von einem Mitbewohner, ob das Wohnzimmer jetzt mir gehoere und der Vermieter hat sich auch nicht gemeldet. Deshalb hatte ich ein paar Naechte auf meinem Fussboden verbracht, den ich mit dem Besen einigermassen sauber bekommen habe. Das Bett war leider zu sehr chemisch eingenebelt, dem wollte ich mich nicht ausliefern. Dabei habe ich allerdings festgestellt, dass ich auf dem Fussboden viel besser schlafen kann als im Bett und am naechsten Tag viel ausgeruhter bin..

Naja, als ich meinem Chef von meiner Situation erzaehlt habe, meinte der nur, seine Frau haette schon mal vorgeschlagen, dass ich bei ihnen einziehen kann - Und hier bin ich nun: In einem grossen Haus, nahe der Innenstadt, mit meinem Chef, seiner Tochter und seiner Frau. Ich muss jeden Tag um halb 9 aus dem Haus, statt um halb 8, das Haus ist sauber und ich zahle weniger Miete! Insgesamt also ideal fuer mich!! Ich muss nur noch Geld von meinem Vermieter zurueckbekommen, der schuldet mir noch eine halbe Monatsmiete. Das koennte allerdings schwer werden, weil er mir die Schuld fuer die Kaefer in der Wohnung gibt, die er in meinem Kissen gefunden hat, das eigentlich dem Vormieter gehoerte und das ich am ersten Tag aus dem Bett verbannt hatte, weil ich es eklig fand. Naja, das wird schon irgendwie. Jedenfalls lebe ich jetzt bei einer Familie und habe es richtig gut hier. Wir unternehmen viel, dieses Wochenende fahren wir z. B. nach Banff und sie haben es fuer mich organisiert, dass ich jeden Mittwoche Fussball spiele - Yeeeah!!

Am Wochenende nach dem Canada Day war ich mit der Frau meines Chefs bei einem ziemlich hochklassigen Springreiten in "Spruce Meadows". Dort hat auch die Band meiner Gastschwester gespielt, die ich ziemlich beeindruckend fand:

 

Letzte Woche war ausserdem Stampede, DER GRUND warum ich nach Calgary gekommen bin. Das ist eigentlich eine Riesenparty, vergleichbar mit dem Oktoberfest, nur eben im Cowboystyle. Dazu habe ich mir natuerlich einen Cowboyhut zugelegt, ein mehrstuendiges Rodeo angesehen, akzeptables kanadisches Bier getrunken und den Two-Step mehr oder weniger gut getanzt. Die Stampede ("the greatest Outdoor Show on Earth") ist aber auch fuer sein interessantes, meistens frittiertes Essen bekannt: Deep fried Oreos/ Cheesecake/ Green Beans/ Butter, Chocolate dipped Bacon, Turkey Leg on a Stick,... Ich habe ein paar Sachen probiert und bin zu der Erkenntnis gekommen: Frittiert schmeckt so gut wie alls gut!

Typisch fuer die Stampedewoche sind auch die Stampede Breakfasts, die ueberall in der Stadt verteilt stattfinden. Dabei bereitet eine Firma, ein Verein, ein Shopping Center, etc. ein kostenloses Fruehstueck fuer ein paar tausend Leute vor und alle sind gluecklich. Manchmal besteht so ein Breakfast aus nur einem Pfannkuchen, manchmal aus Pancakes, Wuersten, Obst, Saft, Brot, Eiern,...

frittierter Kaesekuchen Innenstadt im Hintergrund

 

Na gut, das wars dann mal wieder von mir! Ich muss jetzt ein bisschen Waesche waschen und so Zeug, denn mir steht ein aufregendes Wochenende bevor: Morgen hoeren wir schon um 2 zu arbeiten auf, da wir irgendwo noerdlich Airsoft spielen werden - mal sehen, wie das wird! Sonntag und Montag verbringe ich mit meinen Gasteltern in Banff, einem wunderschoenen Oertchen, nicht allzu weit von hier und dann geht es wieder zurueck zur Arbeit!

Es ist Wahnsinn, wie schnell die Zeit ploetzlich vergeht, wenn man so beschaeftigt ist. Die Wochen rasen nur so an mir vorbei. Letzte Woche habe ich ein Paeckchen von zu Hause erhalten, mit Kontaktlinsen, deutscher Schokolade, deutschem VOLLKORNBROT (Gott, war das genial, nach Monaten mal wieder BROT zu essen, denn Toast macht fett und nicht satt!!) und einem Buch, damit ich wieder ein bisschen Deutsch lerne, da es mir mittlerweile manchmal ziemlich schwer faellt, die Worte zu finden, aber das wird schon wieder!

Daaaaanke Papa, Mama und Moritz, dass ihr mich immer unterstuetzt, wie ungeplant auch immer meine "Plaene" manchmal scheinen moegen, so ein Rueckhalt ist enorm wichtig fuer eine Reise wie diese, um voranzukommen. Ihr habt mir geholfen und mir Mut gemacht, wenn ich verzweifelt war, wie es weitergehen soll. Ihr seid einigermassen cool geblieben, als ich in Costa Rica krank war, ihr freut euch mit mir, wenn ich eine gute Zeit habe und ihr nehmt euch immer Zeit, mit mir zu reden. Ihr bleibt auch mal die halbe Nacht auf, weil ihr euch Sorgen macht und gebt mir die Kraft, ganz alleine durch die halbe Welt zu reisen! Ganz liebes Dankeschoen!! Ihr seid die tollste Familie!!

 

 "Family - where life begins and love never ends" (however far you are away!)