Berichte von 04/2013

29April
2013

Was passiert, wenn wir einen Bääääärenhunger haben

Erinnert ihr euch noch daran, wie stolz ich auf das Bärenbild war? Tja, dieser Bär sieht jetzt nicht mehr so,

sonder so aus:

 

Wie ist es denn dazu gekommen? Nun ja, wir haben den Bär mit blosen Händen erwürgt, die Kehle durchgeschnitten, gehäutet, ausgenommen, Steaks rausgeschnitten und dann gegrillt. Und das alles nur, weil wir so einen Bääääärenhunger hatten!

Bär erwürgen Kehle durchschneiden häuten - bis auf Stiefel und Handschuhe ausnehmen

 

Nein, Spaß beiseite. Wir haben den Bär natürlich weder aus reiner Freude getötet, noch mit den Händen erwürgt. Nachdem ich vor ein paar Tagen noch richtig aufgeregt war, dass wir einen Bär im Garten hatten und ich sogar ein Foto davon schießen konnte, hat uns der Bär fast jeden Tag besucht und es wurde fast zu einer Selbstverständlichkeit, dass er in der Nähe ist: "Was, der Bär ist wieder da? Aha!". Das Problem war nur, dass es sich hierbei um einen ca. 2-jährigen männlichen Schwarzbär handelt, der hier sein Revier gefunden hat und noch seeeehr viel größer geworden wäre und damit eine echte Gefahr für alle auf diesem Grundstück dargestellt hätte.

Also hat Craig (der Farmer) seine Schrotflinte und seine Pistole eingepackt und den Bär damit erschossen. (Im Anschluss durften wir übrigens auch alle ein bisschen Schießen üben!!) 

Bär in Totenstarre

Da Craig und seine Familie Vegetarier sind, wurde der Bär uns überlassen und verrückt wie wir sind, haben wir ihn kurzerhand zu unserem Abendessen erklärt. Da keiner von uns 5 je ein Tier zerlegt hat, das größer als ein Fisch war und da man bei der deutschen Google-Suche "Bär schlachten" kaum sinnvolle Ergebnisse erhält, nutzten wir das Video eines extrem nuschelnden Texaners als Quelle dafür, wie man denn das Fell am besten abzieht. Wir waren uns zwar ein bisschen uneinig, in welcher Reihenfolge wir vorgehen sollen, aber wir wussten alle, dass dieser Nachmittag sehr lustig und lehrreich für uns werden wird.

Wir einigten uns letztendlich dann darauf, dem Bär zuerst die Kehle durchzuschneiden, um ihn ausbluten zu lassen, dann das Fell abzuziehen, bzw. runterzuschneiden, dann den Bauchraum zu öffnen und ihn auszunehmen und am Schluss die Muskeln, also unser Fleisch rauszuschneiden. Jeder Schritt für sich war am Anfang eine riesengroße Überwindung, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran uns es ist wahnsinnig interessant (der Bär hatte kurz vorher noch richtig viel gegessen, v. a. Löwenzahn!). Es war aber auch besonders lustig, da keiner von uns Ahnung hatte, was wir machen und einfach ein bisschen drauflosgeschnippelt haben.

da begann das Häuten da hat es dann schon sichtlich Spaß gemacht :) Ein Schnitt am Bauch, je einer an den Oberschenkelinnenseiten und Arminnenseiten, das war schon mal ein guter Anfang! jetzt kann die Haut runtergeschnitten werden - wir haben sie sogar am Stück gelassen, das ist ein richtig schönes Fell! gib Pfote, Kleiner :D Erst die Leber, dann den Magen, dann den Darm, ... Ich schneide mir mein Abendessen raus: Oberschenkel, Trizeps, Rücken, Brust!

 

So wurde also aus einem süßen Kuschelbär ein richtig hässliches Monster, das uns alle 6 Stunden Arbeit und manchmal etwas Überwindung gekostet hat. Wir waren aber sehr, sehr stolz, als die Steaks dann gestern über dem Lagerfeuer oder heute in der Pfanne geschmort haben - dieses Fleisch hatten wir uns verdient!

Ab und zu hatten wir zwar Schrotkugeln im Fleisch, aber wenn man nicht gerade voll draufbeißt, dann geht auch das. Bärenfleisch ist auf jeden Fall richtig lecker und ich kann es nur jedem empfehlen es zu probieren, wenn er mal die Gelegenheit dazu hat!

Schrot im Essen - hat man auch nicht alle Tage!

Nach all der Aufregung haben wir heute mal einen etwas entspannteren Tag eingelegt, um das alles ein bisschen zu verdauen (im wahrsten Sinne des Wortes!). 

Wenn wir gerade schon bei Aufregung sind: Ich habe eeeeendlich mein Arbeitsvisum bekommen!

sry, etwas unscharf!

Und wir haben letzte Woche mal eine Bootstour gemacht, aber das würde ja jetzt richtig untergehen neben der Bärengeschichte, aber ein Bild will ich euch noch zeigen, da die Landschaft hier so atemberaubend schön ist!

Jetzt muss ich aber ins Bett, da bei uns schon die halbe Nacht vorbei ist und ich morgen wieder arbeiten muss. Ich hoffe, ihr hattet Spaß am Lesen und genießt euer nächstes Essen ein bisschen bewusster als das Letzte, bzw. ich hoffe ihr habt überhaupt noch Hunger! 

24April
2013

Experiencing the wild wide West of Canada

 

 

Heute will ich mal mit einem kleinen Rätsel starten: Ratet mal, wo ich gerade lieber wäre?

Costa Rica

ODER

Kanada

Ganz ehrlich? Ich kann es euch nicht sagen. Bevor ich zu meiner Reise aufgebrochen bin, dachte ich, dass Costa Rica das eigentliche Abenteuer wird und ich in Kanada dann vielleicht etwas Stress mit der Job- und Wohnungssuche haben werde, aber alles andere dann doch sehr wie zu Hause sein wird und bald der Alltag einkehrt. Ich hatte ja eigentlich auch einen recht schönen Plan. Doch wie ich in meinem letzten Blog schon vermutet hatte, kommt meistens am Ende alles ganz anders:

Nach 2 Wochen in Vancouver hatte ich genug davon, mein Geld mit Warten rauszuwerfen und einfach nichts bewirken zu können. Dadurch dass ich in 3 verschiedenen Hostels in ganz verschiedenen Stadtteilen war, habe ich einiges von Vancouver gesehen und viele interessante Menschen kennengelernt. Alles in Allem war mir aber dann doch richtig langweilig, also hieß es für mich: Raus aus der Stadt! Ziemlich spontan bin ich dann auf einem Weingut im östlichen British Columbia gelandet, im so genannten Okanagan Valley, das angeblich das skurrilste Wetter von ganz Kanada hat und auch als dessen Wüste bezeichnet wird, weil es Kakteen und Klapperschlangen gibt. Das Wetter hier ist echt unberechenbar: Wenn es morgens schneit, schließt das nicht aus, dass es nachmittags 20 Grad haben könnte.

Was ich hier mache nennt sich Wwoofen oder auch HelpX. Dabei meldet man sich online auf einer der beiden Seiten an und schreibt eine Farm an, ob sie Hilfe benötigen können. Für ein paar Stunden Arbeit am Tag werden Unterkunft und Essen zur Verfügung gestellt. Auf dieser Farm sind momentan 18 Helfer in den Zwanzigern, die sich 2 Häuser teilen, wo wir oft gemeinsam kochen. Wir haben zum Beispiel mal Schnitzel gekocht oder selbstgemachte Spätzle mit Pfefferrahmsoße!

Schnitzel mit Rosmarinkartoffeln - unser Stück Heimat in Kanada!

Die Unterkunft an sich ist sehr einfach eingerichtet, was aber keinen von uns so wirklich stört, weil alle schon eine gewisse Weile rumreisen und somit einiges gewöhnt sind!

Die Arbeit ist auch ganz angenehm. Wir haben zwar eine ganze Woche damit verbracht, das Unkraut vom Kürbisfeld zu jähten und anschließend Dünger zu verteilen, aber wenn so viele Leute zusammenarbeiten und jeder ein bisschen versucht, gute Laune zu verbreiten, dann vergeht die Zeit wie im Flug!

Gestern haben wir dann Kürbisse gepflanzt, was uns allen irgendwie richtig Spaß gemacht hat, obwohl wir fast 7 Stunden beschäftigt waren. Wenn man aber abends sieht, was man tagsüber alles geschafft hat, geht man glücklich und zufrieden ins Bett (wenn man nicht gerade auf Reisen wäre und abends auch noch was erleben will, deshalb eine Hikingtour startet und bei Temperaturen unter 10 Grad campen geht!!).

Kürbis sähen - das hat richtig Spaß gemacht! 14000 waren aber schon einige!

Wie man wahrscheinlich sehen kann, haben wir hier eine schöne Zeit. Unsere Freizeit verbringen wir mit kochen, Lagerfeuer machen, fischen (ja, ich glaube das wird mein neues Hobby), Gitarre spielen, nach Osoyoos in die nächste Stadt fahren, nach Amerika wandern (sind nur ein paar Kilometer, man muss aber einen richtig heftigen Berg erklimmen!),...

Unserer Wanderung nach Amerika stand zwar ein richtig heftiger Berg im Weg, aber wir haben es dann irgendwie doch geschafft und dann ganz schön illegal in Amerika ein Bier getrunken, welches wir uns echt verdient hatten. Der Abstieg war noch viel abenteuerlicher, da wir einen anderen Weg genommen haben, der richtig steil und steinig war ( Rocky Mountains, you know?) und dann war da noch jemand in unserer Gruppe, der panische Angst vor Hunden hat, also konnten wir nicht einfach auf der Straße an den Häusern vorbeigehen, sondern mussten im Dunkeln durch die Busche wandern...

 

Uuuund wie man immer so schön sagt: Das Beste kommt zum Schluss. Ich bin ja in Kanada und habe schon einiges an kleineren wilden Tieren gesehen, die es so bei uns nicht gibt. Eigentlich wird dir auch immer gesagt, man soll nicht erwarten, einen Elch oder so zu sehen, weil die ja ziemlich selten sind und sich erst recht keinen Menschen nähern.

Ich will heute auch wieder mit einem Rätsel aufhören: Ratet mal, welches seltene, große, flauschige, gefährliche, aber irgendwie trotzdem süße, braun-schwarzes Tier mit langem Fell ich gesehen habe, das man normal kaum zu Gesicht bekommt, aber welches heute Morgen auf dem Weinfeld stand? Jaaaa, richtig! Ich hatte das Riiiiiiießenglück, einen Bär zu sehen!!

 

Und da ich diesen Blog mit einem Costa Rica -Bild gestartet habe, will ich so auch wieder aufhören. Davor möchte ich mich aber noch bei meinen mittlerweile über 1500 Lesern bedanken! Ihr seid die größte Motivation, immer wieder weiterzuschreiben! Vielen, vielen Dank! Ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe, wie viele Leute sich doch für meine Reise und meinen Blog interessieren!

Suuuuuuuuurfeando!!

08April
2013

Big town calling..

Part 2 meiner Reise hat begonnen: Ich bin in VANCOUVER!!

Wie erwartet hatte ich Sonntag Nacht meinen zweiten Kulturschock: Grossstadt! Wenn man 3 Wochen am Rande eines Nationalparks gelebt hat, kann einen so eine Stadt, wo man Karten braucht, um seinen Weg zu finden, wo es warmes Wasser gibt, wo die Autos nicht verbeult sind, wo man auch unbekannte Leute trifft, wo es wahnsinnig viel Auswahl an Essen und hochmoderne Technik gibt, schon einmal ueberfordern. So ging es auch mir, als ich das erste Mal im Einkaufszentrum nebenan war, das gleichzeitig das 2.groesste von ganz Kanada ist, oder als ich mit dem Skytrain gefahren bin (wie cooool! Ich war es ja jetzt eigentlich immer gewoehnt, in wahnsinnig verbeulten Autos ueber sehr holprige Strassen zu fahren!). Oder als ich im Stanley Park war, wo alle Baeume einfach so wahnsinnig hoch und alle Seen einfach viel zu gross waren. Es kommt mir hier einfach alles so ueberdimensioniert vor, weil die Leute in Costa Rica einfach hauptsaechlich in ziemlich kleinen Haeusern wohnen und hier gibt es ploetzlich - man mag es kaum glauben - HOCHHAEUSER!!

Und wisst ihr, was das beste ist? Es regnet!! Ja ok, fuer alle, die jetzt im kalten Deutschland sitzen und sich seit Monaten auf Sonne und Fruehling freuen, mag es schwer sein, das zu verstehen, aber ich geniesse es momentan richtig, dass die Sonne nicht so stark runterknallt und dass ich auch mal mit richtig warmen Klamotten rumlaufen kann.

Einige werden sich wohl fragen, was ich hier jetzt eigentlich mache. Alsooo, der Plan sieht folgendermassen aus: Ich warte momentan noch auf die Bestaetigung meines Visums, die theoretisch bis spaetestens Freitag gekommen sein muss. Danach werde ich wohl mit dem Zug ueber die Grenze in die USA fahren und dann wieder nach Kanada einreisen, um bei einem Grenzbeamten mein Visum bestaetigen zu lassen, was hoffentlich (drueckt mir die Daumen, betet fuer mich!!) klappen wird. Danach werde ich versuchen, mir so schnell wir moeglich einen Job in Vancouver (oder Umgebung) und dann eine Wohnung zu suchen. Nach ca. 3 Monaten Arbeit will ich ein bisschen rumreisen (evtl. Westkueste USA und dann noch quer durch Kanada) und dann - dann bin ich schon fast wieder zu Hause..

Aber wie das halt so ist mit Work & Travel (oder im Leben)  - man kann zwar einen Plan haben, aber am Ende kommt meistens doch alles ganz anders. Wie die naechsten paar Monate laufen werden, sehr ihr dann immer in meinem Blog; Ich hoffe, ich habe jetzt oefter die Moeglichkeit, euch auf dem Laufenden zu halten, als in Costa Rica.

Ich kann euch ja schon mal die ersten Bilder, also meine ersten Eindruecke von Kanada, zeigen:

Ach, der Kaesekuchen! War natuerlich sehr wichtig, erst mal rauszufinden, wo es ihn hier gibt! :D Ja, das ist ein Hostel!